Am Mittwoch, den 13.09.2000 -
vormittags fuhren wir also los - Richtung Nordenham. Nun sollte es also beginnen
- unser großes Wochenende.
Zu Hause angekommen wurden wir
freudig von meinen Eltern begrüßt. Ich düste gleich weiter um in den
Pensionen die Gästeführer und ein paar Begrüßungsüberraschungen abzugeben.
Mittlerweile waren unsere Freunde Ulrike und Heiko aus Lübeck schon
eingetroffen, die das Partyzelt mitbrachten. Mein Vater hatte tags zuvor in mühevoller
Kleinarbeit schon die Garage leer geräumt und mit Planen abgehängt und den
Tresen mit Zapfanlage aufgebaut. Während die Männer sich mit dem Aufbau des
Zeltes beschäftigten, deckten wir Frauen schnell die Tische ein und dann war
alles fertig und wir bereit unsere „Poltergeister“ zu empfangen. So nach und
nach trudelte dann der Rest der Verwandtschaft ein und es wurde viel gelacht und
umarmt. Einige sahen sich ja zum ersten Mal.
Die
erste Überraschung bereitete uns mein Vater. Ich sah ihn auf einer Leiter
stehen und auf unserem Reetdach rum hantieren. Wie sich herausstellte hatten
unsere Nachbarn in Gemeinschaftsarbeit mit meinen Eltern ein Storchennest mit
dem dazugehörigen Storchenpaar und Baby gebastelt, welches mein Vater nun auf
unserem Reetdach befestigte.
<<
Nachtigall, ick hör´ Dir trapsen >>
(Beim reinpieksen der Storchenbeine durchstach er
allerdings sehr zu seinem Leidwesen die Dachplane und unkte schon "na, dann wird
es ja bald durchregnen!!!")
Gegen 19.00 Uhr hörte ich die ersten getuschelten: „Sie kommen!!!“
und richtig, unsere Nachbarn kamen mit einer riesigen Girlande um die Ecke
gezogen und beschwerten sich natürlich gleich an der 1. Ecke, daß sie
keinen Nagel in die Tür bekommen würden, da es ja so fürchterlich
trocken sei. Dem konnte aber mit schnell
verteilten „Schluck“ abgeholfen
werden.
Nach
erfolgreicher Befestigung der Girlande, die sie wunderschön mit weißen
Schleifen und Ringen dekoriert hatten, ging das große Poltern los. Die Nachbarn
und die Familien schmissen was das Zeug bzw. die Schränke hergaben - nein, ganz
so schlimm war es nicht, aber es flog schon eine ganze Menge Porzellan - bei
manchen Teilen tat es einem richtig leid ( z.B. die gute Schüssel mit Goldrand)
aber was half es.
Meine Mutti war - natürlich - die erste, aber auch der Rest der
mittlerweile vollzählig eingetroffenen Bande ließ den bösen Geistern keine
Chance.

Der Höhepunkt der Polterei war erreicht, als
einer der Nachbarn meiner Eltern - er ist bei dem Zoll und mußte zum Dienst -
eine große Suppenschüssel auf der Motorhaube seines Dienstwagens platzierte,
das Martinshorn auf volle Lautstärke einschaltete, mit Vollgas losfuhr und eine
Vollbremsung vollführte, wobei die Schüssel mit lautem Getöse und im hohen
Bogen auf dem Scherbenhaufen zerschellte.
Danach gingen wir mit Kartoffelsalat und Unmengen
von Würstchen zum gemütlichen Teil der Feier über. Einer unserer Gäste - ein
waschechter Kölner, brachte uns mit diversen Liedern und Vorträgen zum Lachen
und animierte uns zum mitsingen.
Natürlich mußten wir zwischendurch immer mal wieder die Scherben
zusammenfegen, die von verschiedenen „netten“ Menschen immer neu verteilt
wurden.
Leander hatte es dabei ungleich schwerer, da er
einen „Spezialbesen“ ausgehändigt bekam, der in der Mitte ein Gelenk hatte
und so nur mit viel Schwung und Geschick zu bedienen war.

Kurz vor 23.00 Uhr fegten wir dann die letzten Scherbenreste zusammen und
wollten unseren Erfolg feiern, doch damit hatten wir unsere Bewährungsprobe
noch nicht bestanden, denn es wurde darauf bestanden, daß nun die
„Jungfernschaft“ des Mannes, in Form einer verbrannten Hose zu Grabe
getragen werden müßte. Also, Hosen runter und munter den Spiritus drauf geschüttet
- und das Ganze bei nicht allzu sommerlichen Temperaturen! Da wir von dieser
Aktion nichts wußten, mußte mein Vater seine „gute“ Gartenhose opfern (das
realisierte er allerdings erst am nächsten Tag!!!)

Unser Kölner Jeck begleitete die Aktion mit einer schönen
Ansprache und launigen Worten, nur als er bei mir eine Kontrollabtastung starten
wollte, um als Zeichen meiner beendeten Jungesellinnenzeit meinen BH zu
verbrennen, mußte ich dann doch protestieren.
Mutti sprang auch hier in die Bresche und
"opferte" einen alten Ihrer BH´S.
Im Anschluß daran wurde die Asche noch im Garten
vergraben - das sollte dann die Fruchtbarkeit verbessern!!! Na ja, wer´ s
glaubt!!!
Alles in allem haben wir sehr viel gelacht und einen wirklich schönen Abend
verbracht, zumal wir noch in den Geburtstag unserer Nachbarin rein feierten, die
von ihrem Mann einen riesigen Rosenstrauß überreicht bekam - für jedes Jahr
eine Rose, worauf ich natürlich gleich zu Leander meinte, daß er sich da gerne
ein Beispiel dran nehmen könne; o)))
Da fast alle am nächsten Tag wieder arbeiten mußten,
verabschiedeten sie sich bald und wir machten uns noch dran die Reste zu
beseitigen.
Wir waren nur froh, als wir endlich in unseren Betten
lagen, das wir den nächsten Tag noch Pause hatten und so den Abend verdauen
konnten.
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