Die Kirche
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Letzte Aktualisierung

04.06.2001 15:17

 

 

Pünktlich um 15.00Uhr stand mein Brautgefährt wieder vor der Tür. Unser Chauffeur - diesmal ganz stilecht in Knickerbocker, mit Schiebermütze, Hemd und Fliege) raffte mit geübtem Blick all unsere Sachen zusammen (Handtasche, Blumenstreukörbchen, Brautstrauß und alles was sonst noch irgendwie "weiß" war - er hatte da schon so seine Erfahrung mit vergessenen Sachen!!!) und Papa und ich stiegen ein. Diesmal war der Einstieg doch ungleich schwieriger, denn mit dem Reifrock und den Stoffmassen nahm ich fast 2/3 der Hinterbank ein. Wir zuckelten wieder in gemächlichem Tempo dahin und machten sogar noch eine Ehrenrunde durch die Stadt, da wir ausreichend Zeit hatten.

Pünktlich um 15.28 Uhr landeten wir vor der Kirche - die Glocken läuteten und wir wurden von unseren Trauzeugen, meiner Brautjungfer und dem Pastor erwartet.

Das Austeigen ging schon etwas flotter - so langsam bekam ich Übung!!! Meine Mutti kam uns entgegen gerannt und fragte ganz aufgelöst nach den Streukörbchen. Wie sich später herausstellte hatte es schon eine kleine Krise gegeben, weil sie sie vergessen hatte - aber nun war ja alles gut und sie konnte beruhigt wieder in die Kirche gehen. Auch der Pastor ging in die Kirche und ich folgte am Arm meines Vaters. An der Tür blieben wir noch einen kleinen Moment stehen, meine Cousine und "Brautjungfer" Nele ordnete noch meine Schleppe und dann zogen wir zu den Klängen des Hochzeitsmarsch von Wagner ein und schritten den Gang entlang. Wenn mich jemand fragt, wohin ich geschaut habe, oder wen ich angeschaut habe - ich kann es beim besten Willen nicht sagen - ich weiß nur, das ich (für meine Begriffe viel zu schnell vorne vor dem Altarraum angelangte wo Leander stand und mich voller Ungeduld erwartete - jedenfalls denke ich das es so war :o)))

 

 

 

Nachdem ich meinem Vater noch ein schnelles Küßchen auf die Wange gedrückt hatte - womit er überhaupt nicht rechnete und es auch sonst nicht so gerne in der Öffentlichkeit hat :o))) , übernahm Leander mich mit den Worten:" au´ ja, so nehm´ ich Dich" - naja, war ja nicht gerade die Reaktion, die ich mir erträumt hatte, aber es nahm die Spannung und wir mußten beide herzhaft lachen.

 

 

Nachdem wir in dem wunderschön geschmückten Altarraum Platz genommen hatten und die Orgel verklungen war, begann plötzlich und für mich total unerwartet eine Sängerin mit Gitarrenbegleitung "Memories" aus dem Musical "Cat´s" zu singen. Das stand nicht in unserm Programm! Schlagartig wurden mir zwei Dinge klar: Mutti hatte wohl noch eine ganze Menge mehr Überraschungen für uns parat und ich hatte als einzige kein Tempo eingesteckt!!! Aber ich habe tapfer durchgehalten, obwohl das schon ein sehr bewegender Moment war.

Anschließend begrüßte unser Pastor uns und die Gemeinde mit ein paar einleitenden Worten zur Kirche und dem heutigen Tag. Danach sangen wir unser 1.Lied "Lobe den Herrn". Wir hatten uns im Vorwege für sehr traditionelle Lieder entschieden, die jeder kennt, damit auch wirklich jeder mitsingen konnte.

  Nach einem weiteren Gebet des Pastors und der Segnung der Ringe hielt er seine sehr persönliche Predigt. Auch er hatte sich durch unseren Beruf dazu inspirieren lassen (man, waren wir ein inspirierendes Paar!) die Ehe mit einem Haus zu vergleichen (welches er im Modell auch gleich dabei hatte und uns anschließend schenkte!), das immer wieder um-, an-, und ausgebaut werden müsse und an dem man ständig arbeiten und es pflegen müsse. Er bezog auch unseren Trauspruch mit ein: "Seid eines Sinnes, habt gleich Liebe, einmütig und einhellig. Tut nichts aus Zank oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den Anderen höher als sich selbst; und ein jeglicher sehe nicht nur auf das Seine, sondern auch auf das, was des Anderen ist." (Philipper 2,2-4).

Anschließend wurde ein 2. Lied von der Sängerin angestimmt: es war ein Abwandlung im Gospelstil von "Ave Maria" - dazu muß man wissen, das ich dieses Lied absolut liebe, sich aber der Organist weigerte es zu spielen, da es ein katholisches Lied sei und ich schon etwas enttäuscht war. Meine Mutti hatte es auch hier geschafft (mit Hilfe des Pastors) mir diesen Wunsch doch noch zu erfüllen. Es folgten noch ein paar aufmunternde Worte des Pastors, unser 2.Lied "Herr Deine Liebe..." und dann war es soweit: der Pastor bat uns und unsere Beistände an den Traualtar um uns erst einmal aus der Bibel die entsprechende Textstelle vorzulesen: "Hört auf heilige die Schrift, was Gott über den Bund der Ehe schreibt:..."

Dann wendeten wir uns einander zu und nun gab es kein zurück mehr. Wir faßten einander bei den Händen und der Pastor bat zuerst Leander ihm nachzusprechen: "Birgit, ich will Dich als meine Ehefrau, die Gott mir anvertraut, lieben und ehren und die Ehe mit Dir nach Gottes Gebot und Verheißung führen, in guten und in bösen Tagen, bis das der Tod uns scheidet, dazu verhelfe mir Gott!" Ich mußte mich die ganze Zeit doch sehr zusammen reißen, denn zum einen merkte ich, wie aufgeregt Leander war (seine Stimme zitterte richtig) und zum anderen hätte ich auch zu gerne in die Gesichter unserer Lieben geschaut.

Anschließend war ich an der Reihe mit dem gleichen Spruch (natürlich nahm ich ihn als Ehemann!!!) Schließlich hatten wir es beide überstanden und konnten tief durchatmen.

Der Pastor schloß mit den berühmt - berüchtigten Worten: "Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!!!"

 

Nun hatte auch meine Trauzeugin noch eine Überraschung für uns: Sie las einen sogenannten "Irischen Segen" vor.

 

Diesen hatte ich mal vor Urzeiten im Internet entdeckt und ihn sehr schön gefunden und Mutti hatte den Tip an Ute weitergegeben.

Er ging so:

 

In Eurer Ehe möge es keinen Tag geben, an dem ihr sagen müßt:

damals haben wir uns geliebt, heute ist die Liebe gestorben.

Keinen Tag, an dem Ihr sagt:

wir haben keine Freunde, die uns verstehen,

die mit uns sprechen, die uns zuhören,

die uns helfen, die mit uns leiden, die sich mit uns freuen.

Keinen Tag an dem Ihr sagt: ich bin allein, du bist mir fremd!

Ihr möget einander Gutes tun, einander trösten und verzeihen.

Eure Liebe bleibe phantasievoll und lebendig,

und eure Sehnsüchte mögen sich erfüllen.

 

Die Tür Eurer Wohnung möge offen sein für Menschen,

die Euch wichtig sind und denen Ihr wichtig seid.

Die Rat geben und denen Ihr raten könnt.

Eure Ehe bleibe spannend und Ihr möget alle Spannungen aushalten.

Eure Ehe bleibe glücklich indem Ihr Eurer Treue traut,

Euch in der Treue Gottes aufgehoben wißt.

 

Dann wird für Euch und für andere

Eure Ehe ein Zeichen der Hoffnung und des Mutes.

Gottes Liebe möge in Eurer Liebe greifbar und spürbar werden,

denn Gott will in uns sichtbar werden.

Anschließend steckten wir uns noch einmal die Ringe auf, knieten nieder und empfingen den Segen. Nachdem wir uns wieder hingesetzt hatten um dem Orgelspiel zu lauschen und ein wenig durchzuatmen, mußten Leander und ich erst einmal in aller Heimlichkeit die Ringe tauschen, denn er hatte meinen erwischt und ich seinen, da sie nur eine halbe Nr. Unterschied hatten, war es uns beim aufstecken zwar aufgefallen - wir haben sie dann aber lieber unauffällig in den Tiefen meines Kleides gewechselt und grinsten uns nun völlig entspannt und glücklich an.

Zum Ende verlas unser Pastor noch die Fürbitten, predigte das "Vater unser" und segnete die Gemeinde. Wir sangen noch das letzte Lied "Lobe den Herrn" und dann war alles fertig und wir bereit für den Auszug. der Organist stimmte den Hochzeitsmarsch von Mendelssohn aus dem "Sommernachtstraum" an und unsere Blumenstreukinder, die schon parat standen durften eeeeeendlich ihre Blumen streuen. (Im Nachhinein erfuhr ich, das ihre Mutti schon etwas fertig war, da die beiden Rangen ihre Körbchen mittlerweile schon dreimal unter der Bank geleert und wieder eingesammelt hatten - Übung ist eben alles!!!)

 

 

Zu den Orgelklängen und Glockengeläut schritten wir nun aus der Kirche. Vorweg unsere beiden Blumenkinder Neele und Piet,, dahinter der Pastor und anschließend das nun "richtig" verheiratete Ehepaar "Kleine-Benne".

Auch draußen erwarteten uns schon einige "Zaungäste", die uns beglückwünschen wollten. Wir waren total glücklich und holten erst einmal den Kuß nach, den wir in der Kirche doch glatt vergessen hatten.

 

Mitten auf dem Weg stand ein merkwürdig großes Paket mit dem wir eigentlich nichts anzufangen wußten, aber man drängte uns dorthin zu gehen. Als wir davor standen, sprang uns ein Mann zur Hilfe und instruierte uns, das wir rechts und links an den Griffen anfassen, etwas ruckeln und dann anheben sollten. Gesagt, getan wir lüpften also den Deckel und plötzlich stiegen Tauben in den Himmel. Ein wenig mußte noch nachgeholfen werden, aber es war wunderschön anzusehen.

Durch den Wind der Flügelschläge bauschte sich mein Kleid allerdings so sehr auf, daß ich schon arge Bedenken hatte, das sich vielleicht eine der Tauben darunter verirren könne, aber es ging alles glatt und wir schritten mutig weiter den Weg in unser gemeinsames Eheglück.

 

 

 

 

 

 

Am Ende des Weges wartete schon unser Freund mit dem unvermeidlichen Sägebock. Nun schlug Leanders´ große Stunde. Er, der ja mal Tischler gelernt hatte wollte sich nun natürlich keine Blöße vor dem Herrn Tischlermeister geben und ihm beweisen, das er sehr wohl noch die Säge schwingen könne. Heiko begrüßte uns auch mit launigen Worten, wir bekamen von seiner Frau sämtliche Utensilien abgenommen und die Säge in die Hand gedrückt.

 

Wir hatten im Vorfeld schon befürchtet, das Heiko sich einen besonders dicken Stamm aussuchen würde, aber er hatte ein Einsehen und nachdem mir Leander den ersten und wohl einzigen Befehl in unserer Ehe gab, den ich ohne Diskussion ausführte: "Du hältst nur dagegen - ICH säge!!!", legte er sich so richtig ins Zeug und schuftete wie ein Irrer.

Ich konnte mir das Grinsen kaum verkneifen.

Zuerst hatten wir einige Schwierigkeiten, da der Balken immer wegrutschte, aber nachdem Leander´s Bruder den Balken mit festhielt, ging es wie geschmiert und wir waren - sehr zum Bedauern von Heiko ruck zuck damit durch!

Nun gab es auch für die letzten Gratulanten kein Halten mehr und wir wurden von allen Seiten beglückwünscht und bekamen schon die ersten Geschenke und Blumensträuße in die Hand gedrückt. Aber auch wir bedankten uns erst einmal bei unseren Blumenkindern Piet und Neele, die Ihre Sache so super gemacht hatten.

Anschließend baten wir alle Gäste Aufstellung zu nehmen, für ein gemeinsames Gruppenfoto.

 

Nachdem wir diese Fotosession hinter uns gebracht hatten - unser Fotograf stand auf einer Leiter und gab jede Menge Anweisungen und versuchte uns immer wieder zum lachen zu bringen, gingen wir zurück zu unserm Wagen und fuhren ab zum offiziellen Fototermin, der in einer kleinen Parkanlage stattfinden sollte, natürlich wieder mit Hupe und viel winken.

In diesem kleinen Parkstück hatte ich als Kind immer gespielt und war die Bäume rauf und runter geklettert und dort stand auch der schönste Baum, den ich kenne - eine riesige Blutbuche, schon mehrere Hundert Jahre alt. Dort drunter wollten wir unsere Foto´s machen.

Gott sei Dank hatte die Sonne ein Einsehen und blinzelte durch die Wolken hindurch.

Unsere Trauzeugen: Holger (Leander´s Bruder) und Ute (meine Freundin) und meine Brautjungfer Nele (meine Cousine) und Ihr Freund, die uns begleiteten und wir, hatten bei diesem Termin jede Menge Spaß, aber es war auch ganz schön anstrengend - immer lächeln - dauernd küssen - naja, was tut man nicht alles für die Kunst!!!

 

 

 

Nach 1 1/2 Stunden hatten wir es dann endlich geschafft und der Fotograf war zufrieden.

 

  Nun konnten wir zum gemütlichen Teil des Tages übergehen - der Feier!!!